Donnerstag, 26. Dezember 2013

Hauptsache gewinnen

In den eigenen vier Wänden dem Hobby frönen und einfach mal etwas für sich machen, – so was von out. Um Spaß geht es schon lange nicht mehr, sondern ums gewinnen. Ein Kommentar zum Fernsehtrend.

Von meiner Liebe zur TV-Show The Taste habe ich Ihnen bereits berichtet. Doch ich kann Ihnen gar nicht sagen wie sehr ich von den Socken war, als ich pünktlich zum Finale von „Das große Backen – SAT 1. Sucht Deutschlands besten Hobbybäcker“ einschaltete. Schon der knackige Titel versprach großes und mit Leckermäulchen Enie, die ja führ ihre maßlose Genusslust bekannt ist, konnte es ja nur etwas ganz grandioses werden. Die anderen Pappnasen in der Jury schienen wirklich vom Fach zu sein, doch ihre spannenden Dialoge konnte ich kaum folgen, zu sehr wurden sie von den besten Hits der aktuellen Charts übertönt, die auch ach so dramatische Szenen unterstrichen. So hielt – oh Schreck – die Form den Kuchen nicht, er war schlichtweg zu flüssig und schon wünschte ich mir einen Bruce herbei, der all das auch noch mit einem flapsigen „Drama, baby“ untermalt. Aber nichts da, jeder Akt des Backens wurde extrem in die Länge gezogen und mir war gar nicht bewusst, was man alles an Keksen und Co. zu bemängeln haben kann...

 Unter dem Like-Prinzip ersticken

Dem Gewinner winkte schlussendlich ein eigenes Backbuch einer bekannten Margarine-Marke. Na Mensch, da haben sich ja all der Schweiß und Tränen gelohnt. Spaß hat es natürlich allen trotzdem gemacht. Doch, kann man bei all dem Ehrgeiz und den Bewertungen von so genannten Kennern ihres Fachs überhaupt noch Spaß empfinden? Müssen nun selbst Hobbies und Freizeitaktivitäten unter dem „Like“-Prinzip ersticken und an ihrer Leichtigkeit verlieren? Das mit dem zur Schau stellen von Gesangsqualitäten in TV-Shows und der eventuell verbundenen Gesangskarriere konnte ich ja noch irgendwie verstehen. Schließlich dient das der allgemeinen Belustigung und hey, wer weiß, vielleicht wird so auch ein Musikproduzent auf einen aufmerksam. Wunder gibt es immer wieder, Sie wissen doch. Aber was verfolgen die Koch- und Backsendungen mit Bewertungsprinzip für einen Sinn? Möchte man Menschen in allen Lebenslagen scheitern sehen oder sie öffentlich bloßstellen? Oh, Oma Berta hat die Petersilie vergessen, ja, die hat ja wirklich keine Ahnung...  

Die Zukunft sieht kacke aus

Was kommt als nächstes, eine Häkelsendung, in der Modedesignerin Lisa gegen Hausfrau Tine, Psychologin Gerlinde und Metzger Arne antritt und man ihnen Sendung für Sendung beim Socken stopfen und Schalstricken zu sehen muss? Vielleicht sehe ich alles auch nur zu schwarz und wir finden uns bald in Dialogen zwischen Bienen-Züchtern wieder, die um den leckersten Honig batteln oder Hundebesitzern, die die Häufchen ihrer geliebten Vierbeiner bewerten. Ich sehe es schon kommen. Etwas ganz großes. In diesem Sinne: Nehmen Sie sich doch für 2014 was Schönes vor! Fangen Sie doch mal mit dem Abschalten an.

Dienstag, 23. April 2013

Liebe Olga auf dem Laufband vor mir

Es war bereits 20:35 Uhr, als ich mich endlich auf den Crosstrainer schwang und sie erblickte: eine Dame, nennen wir sie Olga, mit pechschwarz gefärbtem Haar, funkelnden Ohrringen und Turnschuhen, die sich noch nie in einem Fitness Studio bewegt haben dürften.

Mit In-Ears ausgestattet und einer strengen Brille auf der Nase, wippte Olga mit ihrem gebärfreudigen Becken hin und her. Man hätte glauben können Olga würde permanent "Guccipradagucciprada" vor sich hin summen, anders kann ich mir einfach nicht erklären, wie sie bei all dem Gewackle im Takt bleiben konnte.

Es muss ihre Lieblingsversion von Guccipradagucciprada gewesen sein, die sie plötzlich noch rhythmischer auf dem Band wippen ließ. Und schon war Olga in Gedanken auf dem glamourösen Kurfürstendamm flanieren. In der einen Hand die Vuitton, in der anderen die Leine, an dem sie ihren Gucci spazieren führte. Gucci war ein kleines aufgeplustertes Etwas, das sie, zum Leidwesen des Dingens, auch noch mit einem Glitzer-Schleifchen im wirren Fell misshandelte.

Olga rannte aber nicht zum nächsten Schlussverkauf, das hatte sie nicht nötig, schließlich ließ sie sich vom deutschen Unternehmer Hans-Dieter aushalten, den sie liebevoll Hansipupsi nannte. Er verstand sie kaum, aber sie verstand es dafür ihm die Scheinchen aus der Tasche zu ziehen. Doch Hansipupsi war blind vor Liebe, wie hätte es auch anders sein können, bei diesem Po-Gewackle.

Und weil Olga eben ach so viel Zeit zum Gucken und Shoppen hatte, genoss sie jeden ihrer Schritte. Grazil vollendete sie ihre Sporteinheit mit Bewegungen à la Storch im Salat und beinahe, aber wirklich, ich war kurz davor, hätte es dafür von mir Standing Ovations gegeben.

Danke, meine liebe Olga, für diese Showeinlage.