Dienstag, 23. April 2013

Liebe Olga auf dem Laufband vor mir

Es war bereits 20:35 Uhr, als ich mich endlich auf den Crosstrainer schwang und sie erblickte: eine Dame, nennen wir sie Olga, mit pechschwarz gefärbtem Haar, funkelnden Ohrringen und Turnschuhen, die sich noch nie in einem Fitness Studio bewegt haben dürften.

Mit In-Ears ausgestattet und einer strengen Brille auf der Nase, wippte Olga mit ihrem gebärfreudigen Becken hin und her. Man hätte glauben können Olga würde permanent "Guccipradagucciprada" vor sich hin summen, anders kann ich mir einfach nicht erklären, wie sie bei all dem Gewackle im Takt bleiben konnte.

Es muss ihre Lieblingsversion von Guccipradagucciprada gewesen sein, die sie plötzlich noch rhythmischer auf dem Band wippen ließ. Und schon war Olga in Gedanken auf dem glamourösen Kurfürstendamm flanieren. In der einen Hand die Vuitton, in der anderen die Leine, an dem sie ihren Gucci spazieren führte. Gucci war ein kleines aufgeplustertes Etwas, das sie, zum Leidwesen des Dingens, auch noch mit einem Glitzer-Schleifchen im wirren Fell misshandelte.

Olga rannte aber nicht zum nächsten Schlussverkauf, das hatte sie nicht nötig, schließlich ließ sie sich vom deutschen Unternehmer Hans-Dieter aushalten, den sie liebevoll Hansipupsi nannte. Er verstand sie kaum, aber sie verstand es dafür ihm die Scheinchen aus der Tasche zu ziehen. Doch Hansipupsi war blind vor Liebe, wie hätte es auch anders sein können, bei diesem Po-Gewackle.

Und weil Olga eben ach so viel Zeit zum Gucken und Shoppen hatte, genoss sie jeden ihrer Schritte. Grazil vollendete sie ihre Sporteinheit mit Bewegungen à la Storch im Salat und beinahe, aber wirklich, ich war kurz davor, hätte es dafür von mir Standing Ovations gegeben.

Danke, meine liebe Olga, für diese Showeinlage.