Sonntag, 29. August 2010

Nido - ein Nest voller Narren

Hach, welch Glück einem doch beim Betrachten des Nido-Covers förmlich entgegen bricht. Man sieht so eine richtig typische Familie aus dem Szene-Bezirk Prenzlauerberg - von den Touris und Eingereisten liebevoll Prenzlberg getauft, das man stets slangartig auszusprechen versucht. Wir sehen eine junge Frau. Ihren straffen Schenkeln und ihrem faltenfreien Gesicht zu urteilen, ist sie so um die Zwanzig. Die kesse Sahneschnitte hat sich mal kurzerhand ihre alte Jeans zur heißen Hot-Pants umgestylt (hat sie von einem "ultra-angesagten" Blog einer Freundin als Must-Have der Saison entnommen), dazu trägt sie Oma's Synthetik-Blüschen, ergattert aus einem miefenden Vintage-Store in Mitte. Annalena, so habe ich die kesse Brünette mal kurzerhand getauft, ließ ihr halblanges Haar an der Luft trocknen, bevor sie in ihre derben Boots schlüpfte, um mit Malte, Leni und Mia eine Runde durch den Park zu hüpfen.

Immer mit dabei: Thorsten. Der Kindsvater. Lässig trägt der Naturbursche sein Haar - passend zu seinem aufgeknöpften Jeanshemd. Der kleine Malte hingegen zeigt stolz seine geschwellte Brust, während er Barfuß auf dem Steg posiert. Auch die kleine Mia mag es an den Füßen gerne nackisch. So sind sie eben, die Vier, total naturverbunden und bodenständig. Schon früh haben die Studentin der Sozialpädagogik und der Sportlehrer zueinander gefunden und kräftig am Kinderkriegen gearbeitet. Man muss ja schließlich für das Weiterbestehen der Menschheit sorgen, nicht?

Für solche Menschen schreibt Nido. Junge Rammler, in der Blüte ihres Lebens, mit vielen Blagen umgeben. Ein Leben zwischen Joints, Bob Marley, Öko-Junk-Food und Milchfläschchen, Berlin-Prenzlauerberg und der internationalen Kita. Ein wenig suspekt ist mir der Titel, unter dem sich Nido verkauft "Das Magazin für junge Eltern kleiner Kinder". Hm, wie diskriminierend gegenüber derer, die jung sind aber schon größere Kinder haben. Ist ihnen das Lesen dieses literarischen Gutes vergönnt? Oder was ist mit Justin und Mandy aus Marzahn? Die in der schicken Platte lebenden Sozialhilfeempfänger mit fünf Kindern an der Hand. Warum sehen wir nicht solche Menschen auf dem Cover der Zeitschrift? Warum muss es "Familie perfect" sein, die uns mit bloßer natürlichen Schönheit und sexy Klamotte entgegen strahlt? Sieht Nido so die reale Welt? Die echten Familien? Bedaure, liebes Nido-Team, vielleicht solltet ihr euch einfach mal außerhalb eurer Büroräume aufhalten. Dann würdet ihr vielleicht auch sehen, wie die wahre Familie von heute aussieht.

Die flotte Annalena wäre nach dem Austragen ihrer drei Kinder sicherlich nicht mehr so stramm um die Beine, auch ihr Gesichtsausdruck wäre stumpf und lieblos. Und der Kindsvater erst. Mit den kleinen Quänglern am Hals, würde der metrosexuelle Mädchenschwarm doch gar nicht das Zeitpensum für seine aufwändige Haarpflege einhalten können.

Schauen wir uns doch noch mal die Kinder an. Die gute Annalena müsste eine richtige Gebärmaschine sein, schließlich liegen die Kids altersmäßig gar nicht so weit auseinander.

Nido, ein Nest voller Narren, ich bin gespannt auf eurer neues Cover. Lesen werde ich euch wohl nie.

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